Executive Summary

Just focus on one thingFokus ist der einfachste Hebel für mehr Wirkung: weniger parallel, mehr in die Tiefe. In diesem Blog (und unterer Poscast-Folge) zeige ich, wie „One Thing“ im Alltag funktioniert – individuell, im Führungsteam und auf Organisationsebene. Sie erfahren, warum ein klarer Tagesfokus, geschützte Fokusfenster, eine konsequente Stop-Liste und kurze Wochenreflexionen spürbar Tempo und Qualität erhöhen. Auf Team-Ebene geht es um eine Team-Priorität, Deep-Work-Zeiten, kurze Entscheidungsmeetings und den Blick auf den Gesamtnutzen. Organisational beleuchten wir WIP (Work in Progress)-Grenzen, Portfolio-Fokus (inkl. Steve Jobs-Beispiel) und den Mut zum Nein. Ziel: Arbeitsruhe statt Verzettelung – und bessere Ergebnisse.

Einleitung

Viele Tage fühlen sich voll an – und liefern trotzdem zu wenig. E-Mails, Ad-hoc-Themen, Termine: Das „Vakuum“ im Kalender füllt freie Minuten zuverlässig mit Beliebigem. Genau hier setzt ein schlichtes Prinzip an: Fokus auf EINE Sache. Nicht als dogmatische Engführung, sondern als Arbeitsruhe inmitten hoher Komplexität. Das Prinzip ist nicht neu – die Mechanik dahinter ist zeitlos: Wählen, schützen, liefern. Wer seine Aufmerksamkeit bündelt, kommt spürbar schneller voran – als Person, als Führungsteam, als Organisation.

In diesem Beitrag übersetze ich das „One-Thing“-Prinzip in konkrete Handgriffe: zunächst individuell (Tagesfokus, Fokusfenster, Stop-Liste, Wochenreview), dann für das Führungsteam (Team-Priorität, Deep-Work-Slots, kurze Jour fixes, Gesamtnutzen-Frage) und schließlich organisational (Portfolio straffen, WIP-Limits, Nein sagen). Zur Einordnung: Steve Jobs strich nach seiner Rückkehr zu Apple rund 70 % der Produktlinie und fokussierte auf einen klaren Vierer-Kern – weniger parallel, mehr Durchschlag. Diese Logik wirkt auch im Kleinen.

1. Warum „One Thing“ heute wichtiger ist denn je

Moderne Arbeit belohnt Reaktion – nicht unbedingt Wirkung. Wer jedem Impuls folgt, arbeitet viel und erreicht doch wenig. Der Dreh: bewusst wählen. Das „One-Thing“-Prinzip zwingt zur Klarheit: Was bringt heute den größten Fortschritt – für mich, mein Team, die Organisation? Diese Entscheidung am Anfang schafft Struktur für den Rest des Tages. Und sie schützt vor dem Kalender-Vakuum, das jede Lücke sofort mit Dringendem füllt.

Das Prinzip ist universell anwendbar: in der Familie (z. B. täglich eine Stunde bewusste Zeit mit den Kindern), in der Gesundheit (täglich 30 Minuten Bewegung) und natürlich im Beruf. Gerade im Job wächst die Versuchung, mehrere „Top-3-Themen“ gleichzeitig zu verfolgen. Die Praxis zeigt: Aus drei werden schnell fünf – und der Teller ist übervoll. Weniger parallel bleibt das Erfolgsrezept.

2. Individuell: Den Tag auf EINE Sache ausrichten

2.1 Tagesfokus klären – Ergebnis statt To-do

Starten Sie mit einer klaren Frage: „Woran erkenne ich heute Erfolg?“ Formulieren Sie ein Ergebnisbild statt eines vagen To-dos. Beispiel: „Entwurf für das Angebotskonzept Version 1.0 liegt vor“ statt „An Angebot arbeiten“. Ergebnisbilder verhindern, dass sich Arbeit in Aktivitäten verliert.

2.2 Fokusfenster blocken – und schützen

Reservieren Sie für Ihr Tages-„One Thing“ feste Fokusfenster (z. B. 90 Minuten am Vormittag, 60–90 Minuten am Nachmittag). In dieser Zeit: Benachrichtigungen aus, Handy aus, Tür zu, Assistenz informiert. Wer sonst „einfach so“ hereinkommt, erfährt den Notfall-Hinweis: 110/112 gibt es – alles andere hat Zeit. Dieser klare Rahmen verhindert, dass das Vakuum wieder gewinnt.

2.3 Die Stop-Liste – bewusstes Nicht-Tun

Viele arbeiten mit To-Do-Listen, einige mit Eisenhower- oder Effort-Impact-Matrizen. Hilfreich – aber oft fehlt das Gegenstück: die Not-Anymore-To-Do-Liste (Stop-Liste). Fragen Sie wöchentlich: Was war einmal wichtig, ist heute aber überholt (z. B. durch Automatisierung/KI)? Streichen Sie konsequent. Führung wirkt hier doppelt: Sie schaffen Freiraum für sich – und ermöglichen Ihren Führungskräften und Mitarbeitenden, hineinzuwachsen.

2.4 Ergebnisdruck vs. Arbeitstiefe

Ich bin ein Freund von Ergebnisorientierung. Bei neuen, komplexen Themen kann reine Ergebnisfixierung aber kontraproduktiv sein. Entscheidend ist dann, dass Sie konzentrierte Zeit auf die Priorität bekommen – ohne sich zu zerreiben, wenn die Lösung länger dauert. Wichtig bleibt: dranbleiben, nicht bewerten. Deshalb helfen zwei stabile Deep-Work-Blöcke am Tag mehr als ambitionierte Zielzahlen ohne Substanz.

2.5 Wochenreflexion (10–15 Minuten)

Spätestens wöchentlich lohnt der Blick zurück: Was hat funktioniert? Wo hat mich das Vakuum zurückgeholt? Was stoppe ich nächste Woche? Diese Mini-Review lässt sich allein, mit Assistenz oder im Führungsteam machen – Hauptsache: regelmäßig. So wächst Ihre Selbststeuerung, und Sie erkennen Muster früher.

2.6 Eine praktische Plan-Routine

Bewährt hat sich eine Tagesarchitektur, die Termine nach hinten staffelt (z. B. zunächster ein der 17 Uhr oder 17:30 Termin dann ein 16:30 Termin, dann der 16:00 Termin usw.), um vormittags und früh nachmittags tiefe Arbeit zu sichern. In meiner Arbeit hat genau das meine Produktivität deutlich erhöht.

Kurz gesagt: Ein klarer Tagesfokus plus geschützte Fokusfenster, ergänzt um Stop-Liste und Wochenreview – das ist die kleinste wirksame Einheit des „One-Thing“-Prinzips.

3. Führungsteam: Eine Priorität statt zehn Baustellen

3.1 Team-„One Thing“ sichtbar machen

Übertragen Sie das Prinzip in den Führungskreis: Für einen definierten Zeitraum (Tag/Woche/Quartal) gibt es eine gemeinsame Priorität. Alles andere landet auf dem Parkplatz. Das verhindert Ausweichbewegungen – und macht Unterstützung dort möglich, wo der Bottleneck sitzt.

3.2 Ableitung je Führungskraft – aber mit Maß

Aus der Team-Priorität leitet jede Führungskraft 1–2 persönliche Schwerpunkte ab. Regel: Nur eines davon darf „dringend“ sein. So bleibt das System auf Kurs, ohne alle gleichzeitig unter Höchstdruck zu setzen.

3.3 Deep-Work-Slot für alle

Legen Sie eine tägliche oder mehrmals wöchentliche gemeinsame Deep-Work-Zeit fest (z. B. 10–11 Uhr). In dieser Stunde werden keine Meetings vereinbart, keine Chat-Pings gesendet. Das reduziert gegenseitige Ablenkung – und bringt sichtbar Output.

3.4 Kurze Jour fixes mit Entscheidungsformat

Begrenzen Sie Jour fixes auf 45 Minuten. Vorgehen: Ziel – Optionen (mindestens 3!) – Entscheidung – „Wer macht was bis wann?“ Diese vier Schritte halten die Runde in Bewegung – ohne auszuufern.

3.5 Schnittstellen: Immer nach Gesamtnutzen entscheiden

Wenn Bereichslogiken kollidieren, hilft die Frage: „Welche Option erhöht den Gesamtnutzen?“ Entscheiden Sie sichtbar pro Unternehmen – nicht entlang lokaler Optima. Das beschleunigt, entlastet und wirkt kulturprägend.

3.6 Visualisieren – aber mit WIP (Work in Progress)-Grenzen

Arbeiten Sie mit (Kanban-)Boards, jedoch mit wenigen gleichzeitig aktiven Tickets. „Fertig vor neu“ gilt als Regel. So wird Leistung sichtbar – und Verzettelung nimmt ab.

Kurz gesagt: Eine Team-Priorität, abgeleitete Schwerpunkte, gemeinsame Deep-Work-Slots, kurze Entscheidungsmeetings, Gesamtnutzen-Kompass und WIP-Grenzen – damit gewinnt Ihr Führungsteam an Zug.

4. Organisation: Portfolio straffen – Arbeitsfluss erhöhen

4.1 Das Steve Jobs-Beispiel als Orientierungsmarke

Als Steve Jobs 1997 zu Apple zurückkehrte, strich er ca. 70 % der Produkte und konzentrierte auf einen Vierer-Kern. Das Prinzip dahinter: Entscheiden heißt verzichten. Die Wirkung kam schnell: weniger Parallelität, mehr Energie auf das Wesentliche – in Jobs fall mehr Umsatz und Ertrag in kurzer Zeit! Übertragen auf Ihr Unternehmen bedeutet das: Projekte bewusst stoppen oder pausieren – und den Mut, Optionen zu schließen.

4.2 Projekt-Inventur & Quartals-Fokus

Starten Sie mit einer ehrlichen Inventur: Welche Initiativen zahlen sichtbar auf das Unternehmensziel ein? Was ist „nice to have“ oder historisch gewachsen? Treffen Sie Entscheidungen: Stoppen, einfrieren oder fokussiert liefern. Ergänzen Sie das durch einen Quartals-Fokus: eine strategische Überschrift, alles andere auf den Parkplatz.

4.3 WIP-Limits – weniger gleichzeitig, schneller fertig

Begrenzen Sie die Zahl aktiver Vorhaben („Work in Progress“). Das zwingt zur Reihenfolge – und beschleunigt die Durchlaufzeit. Führung bedeutet hier: Nein zu sagen, bevor der Überlauf entsteht.

4.4 Mut zum Nein (und warum das Organisationen blockiert)

Ich begleite regelmäßig Unternehmen, die an einem Muster leiden: Sie können nicht Nein sagen. Aus Angst vor Fehlentscheidungen werden Optionen offen gehalten – bei Produkten, Projekten, Prozessen. Die Folge: Die Organisation ist „lahmgelegt“. Statt klare Marschrichtung: alles möglich halten. Der Schritt heraus ist so simpel wie anspruchsvoll: Priorität wählen, Rest stoppen.

4.5 Case: Umsatzziele für alle – Fokus zahlt ein

Ein Praxisbeispiel: In einer Phase mit Umsatzeinbußen haben ich mit meiner Organisation in Mexiko im Folgejahr Umsatz als absolute Priorität gesetzt – und allen Mitarbeitenden Umsatzziele gegeben, auch in Service und Administration. Das erzeugte Fokus und Unterstützung über Abteilungsrenzen hinweg – die Wirkung war spürbar das Ergebnis sensationell.

Kurz gesagt: Organisationaler Fokus entsteht, wenn Portfolio-Entscheidungen getroffen und WIP-Grenzen gehalten werden – mit offen kommunizierten Gründen. Das schafft Akzeptanz und Tempo.

5. Die „Woman in Red“ – und wie Sie Verzettelung verhindern

Der US-Unternehmer Alex Hormozi nutzt die Metapher der „Woman in Red“ (bekannt aus Matrix): Verlockende Nebenprojekte sehen attraktiv aus – und ziehen vom Kurs. Erfolgreiches Unternehmertum besteht deshalb zu einem großen Teil aus bewusstem Nein-Sagen: eine lange Liste nicht umgesetzter Ideen ist ein Qualitätsmerkmal. Entscheidend ist, dass Sie und Ihr Team das reflektieren: Worauf sagen wir diese Woche Nein?

Anti-Verzettelungs-Routine:

  • Weekly One Thing (individuell & Team) sichtbar machen.
  • Parkplatzliste führen – nur wenn Neues Bestehendes verdrängt, kommt es ins System.
  • Stop-Liste wöchentlich 10 Minuten pflegen.
  • WIP-Limit strikt halten („fertig vor neu“).

So entsteht ein Arbeitsumfeld, das konsequent liefert – ohne die Versuchungen auszublenden, aber mit bewusster Entscheidung dagegen.

6. Häufige Einwände – und eine pragmatische Antwort

„Ich kann mich nicht nur auf eine Sache konzentrieren.“
Es geht nicht um Dogma, sondern um bewusste Phasen. Im Job dürfen es zeitweise auch zwei bis drei Dinge sein – die Erfahrung zeigt aber: Aus drei werden schnell fünf. Die Stärke liegt im Konsequenzfenster: Für einen klar definierten Zeitraum zählt nur die priorisierte Sache.

„Wir brauchen Ergebnisse, nicht Zeitblöcke.“
Bei neuen Themen führt Zeit in Tiefe zu besseren Ergebnissen als unrealistische Zielfahnen. Ergebnisorientierung bleibt wichtig – aber in der richtigen Reihenfolge: Zuerst Arbeitstiefe schützen, dann Ergebnisse fordern.

„Unsere Meetings dauern, was sie dauern.“
Geben Sie dem System ein Format (45 Min, Ziel – Optionen – Entscheidung – „Wer macht was bis wann?“). Gute Meetings sind kein Selbstzweck, sondern Entscheidungsmaschinen – danach gehört die Zeit wieder in die Tiefe.

„Bei uns kollidieren Bereiche – jeder hat gute Gründe.“
Stellen Sie die Gesamtnutzen-Frage ins Zentrum. Wer sichtbar fürs Ganze entscheidet, schafft Vertrauen und Geschwindigkeit.

7. Ihr 4-Wochen-Pilot: Stoppen, bündeln, liefern

  • Woche 1 – Individuell: Täglich ein „One Thing“, zwei Fokusfenster, Stop-Liste Freitags 10 Minuten Mini-Review: Was hat gewirkt, was stoppe ich?
  • Woche 2 – Führungsteam: Eine Team-Priorität definieren, je Führungskraft 1–2 Ableitungen (nur eine „dringend“). Gemeinsamer Deep-Work-Slot (z. B. 10–11 Uhr). Jour fixe auf 45 Min
  • Woche 3 – Organisation: Projekt-Inventur; „nice to have“ stoppen oder einfrieren; WIP-Limit je Bereich festlegen; Quartals-Fokus
  • Woche 4 – Stabilisieren: Erfahrungen auswerten, Störer identifizieren und abräumen (z. B. Terminregeln, Schnittstellen-Entscheide nach Gesamtnutzen), Routinen minimal nachschärfen.

Nach vier Wochen haben Sie ein leichtes, aber tragfähiges System etabliert – ohne Zusatzbürokratie. Das genügt, um Arbeitsruhe zu erzeugen und die Lieferfähigkeit spürbar zu erhöhen.

Fazit

Fokus ist kein Trend, sondern Handwerk: wählen, schützen, liefern. Individuell gelingt das mit einem Tages-„One Thing“, geschützten Fokusfenstern, einer ehrlichen Stop-Liste und kurzen Wochenreviews. Im Führungsteam schaffen eine Priorität, gemeinsame Deep-Work-Zeiten, kurze Entscheidungsroutinen und der Blick auf den Gesamtnutzen Tempo und Klarheit. Organisational wirken eine konsequente Portfolio-Straffung, WIP-Limits und der Mut zum Nein – nach innen wie nach außen. Wer so arbeitet, entkommt dem Kalender-Vakuum, reduziert Verzettelung und erhöht die Qualität der Ergebnisse. Oder in drei Worten: Stoppen, bündeln, liefern.

Herzliche Grüße
Björn Johannsmeier

PS: Wenn Sie Ihre Arbeitsmethodik oder die Ihres Führungsteams fokussiert schärfen möchten – mit leichten Routinen statt schwerer Programme –, begleite ich Sie sehr gern. Von der individuellen Planung über Team-Formate bis zur organisatorischen Straffung: Wir starten schlank, messen Wirkung und justieren dort, wo es zählt. Hier können Sie sich direkt einen Termin aussuchen. Oder sich hier genauer über eine Begleitung mit 360° Analyse erkundigen.